04.07.2023, 18:55
Oops. Überraschung!
Es war nun beinahe drei Monate her, dass er in Alexanders Villa eingezogen war und die meisten seiner Ängste hatten sich zwar nicht komplett gelegt, aber er hatte sie besser in den Griff bekommen. Sein Balkon war wirklich zu einem kleinen Pflanzenparadies geworden, das er mit viel Liebe pflegen konnte. Tatsächlich sprach er sogar mit seinen Blumen und seinem Obst. Mehr für sich selber, als für das Grünzeug, aber trotzdem hatte er manchmal das Gefühl, dass es ihm beim gedeihen half. Außerdem hatte er begonnen zu malen und wurde darin auch langsam besser. Am liebsten gewonnen hatte er aber die Momente mit Martha. Er ging ihr im Kräuterbeet im kleinen Garten zur Hand und dabei redeten sie. Meistens sprach Martha und er hörte zu, denn er nicht viel zu sagen. Oder eher: Er wollte nicht. Denn wie sein Leben bisher ausgesehen hatte, wollte er nach wie vor für sich behalten. Darüber zu reden würde die Erinnerungen wieder lebendiger machen und er wollte sie so weit zurückdrängen, wie es nur möglich war. Manchmal schenkte er kleine Puzzlestücke seiner Vergangenheit. Zum Beispiel, dass er eine Katze namens Lucy gehabt hatte, die oft bei ihm im Bett geschlafen hatte oder dass sie zuhause die köstlichsten Äpfel an Bäumen hatten aus denen man noch vorzüglichere Kuchen machen konnten. Die schönen Dinge.
Vor zwei Wochen hatte er außerdem mal das Kochen übernommen, als Alexander tagsüber unterwegs gewesen war. Hinterher hatten sie es einfach als Marthas Werk ausgegeben. Ihr kleines Geheimnis, das nicht aufgefallen war. Es war gar nicht so, dass Nathaniel Wert darauf legte dauernd zu kochen und für Alexander irgendwie den Haushalt zu schmeißen, aber allgemein fühlte er sich manchmal so unnütz, wenn er nichts zu tun hatte außer sich mit seinen Pflänzchen zu unterhalten oder ein wenig rumzupinseln.
Außerdem hatte er manchmal einfach Lust etwas zu machen, was er konnte und viel Auswahl hatte er da nicht.
Die letzten Tage waren eher schlechte Tage gewesen. Tage in denen er wieder schlechter geträumt hatte und da war dieser Drang noch größer als sonst. Nachdem er also wieder aus einem unruhigen Schlaf hochgeschreckt war, hatte er dieses Mal gar nicht erst versucht wieder einzuschlafen und sich stattdessen in die Küche geschlichen. Was vor zwei Wochen funktioniert hatte, konnte jetzt doch auch nicht schief gehen. Immerhin hatten sie zwei Uhr nachts, Alexander schlief mit Sicherheit gerade wie ein Stein und wenn er die Küche hinterher wieder ordentlich sauber machte, würde nur Martha morgen merken, dass sich etwas im Kühlschrank geändert hatte.
Ein kurzer Blick in selbigen hatte ihm schnell verraten, dass Sie alles für eine ordentliche Nudelsauce da hatten. Und so machte er sich daran auf nackten Füßen und nur in seiner leichten, grauen Schlafhose und einem lockeren weißen T-Shirt gekleidet das Gemüse für eine Nudelsauce aus Gemüse und Putenbruststreifen zu schneiden und merkte dabei schnell, wie seine Laune sich besserte. Kochen war einfach gut für die Seele. Zumindest für seine, auch wenn Alex das wohl nicht sehen konnte. Zugegeben hatte er es ihm aber auch nie richtig erklärt.

