Goldenes Brokat und blutendes Herz
#1


Goldenes Brokat und blutendes Herz

am 01.01.1970


Tywin Lennister versucht die aufwallenden Kopfschmerzen hinter seinen Schläfen zu ignorieren, die sich wie dunkle Wolken als Stummer Bote eines herannahenden Sturms bereits seit den frühen Morgenstunden manifestiert haben. Es gelingt ihm nur bedingt und so richtet er seine Aufmerksamkeit stattdessen wieder auf den jungen Mann der im Namen seines Hauses seine Anliegen vorbringt.
König Robert hält Hof, nur das sich der, vom Alkohol und Huren fett gewordene König heute erneut rar macht. Bereits bevor die Sonne über die Zinnen der Roten Feste kroch, erschien ein Bote vor Tywins Schlafgemach um ihn mit leiser Stimme darüber zu unterrichten, das der König für die heutige Gerichtssitzung unpässlich wäre. Eine schwacher Versuch sich der Autorität seiner Hand zu entziehen, um seine Gedanken von einem erhöhten Genuss Dornischen Starkweins zu klären, bevor er am Abend einen Ball zur Ehren einer erfolgreichen Jagdsession abhalten wird. Tywin hat den Diener fortgeschickt, bevor ihn ein letzter Blick auf die Wärme seines Bettes und seiner jungen Frau, dazu veranlasste sich den Belangen des Reiches zu widmen.
Als die Hand des Königs ist es eine seiner Pflichten, wenn auch keine wirklich unliebsame. Es ist nicht das erste Mal und es wird auch nicht das letzte sein und während Robert Baratheon sich stets über den unbequemen Sitz und die Spitzen Klingen des Eisernen Throns beschwert, ist es für Tywin fast zu einem Zufluchtsort geworden.
Seine hochgewachsene Gestalt sitzt gerade und ruhig auf dem Sitz des Eisernen Throns, der Rücken gerade und die Schultern zurückgezogen während die Höhe des Podiums ihn viel größer erscheinen lässt als er es sowieso schon war. Sein linkes Bein ist fest auf der Erde verankert während sein rechtes ein wenig lockerer, ein wenig ausgestreckt vor ihm ruht. Seine rechte Hand ruht locker auf der Lehne des Stuhles, seine Finger wissen schon lange wo er sie ablegen muss, ohne sich an den noch immer Scharfen Klingen zu schneiden, seine linke ruht locker auf seinem Oberschenkel.
Er ist an diesem Tag ganz in Schwarz und Dunkelrot gekleidet, nur das blond seines Haares zeugt von seiner Abstammung und die goldene Nadel auf seiner Brust, dort wo sie über seinem Herzen ruht und ihn als Hand des Königs auszeichnet, ebenso wie der Knauf seines Schwertes das zusammen mit einem Dolch an seiner Hüfte ruht. Das Schwert, ein Zweihänder mit einem brüllenden Löwenkopf aus Gold an seinem Knauf gehörte eins seinem Vater und davor seinem Großvater, es wird schon seit Generationen im Hause Lennister vom Vater an den ältesten Sohn weitergeben. Einst hätte es Jamie erben sollen als sein ältestes Kind und sein rechtmäßiger Erbe, doch dies ist nicht mehr möglich, wird es nie wieder sein.
Niemand am Hof wagt das auszusprechen was so viele bereits denken, was so viele bereits wissen. Robert Baratheon mag der König sein aber der Mann der die Sieben Königslande wirklich regiert ist seine Hand. Tywin Lennister ist in diesem Augenblick mehr König als es der andere Mann jemals gewesen war und dies liegt nicht nur an der stählernen Aura, die aus jeder Pore seines Körpers zu sickern scheint wie Blutstropfen aus einer frischen Wunde. Er schnitt sich nie an den Schwertern aus dem der Eiserne Thron bestand, nicht wie seine unzähligen Vorgänger als ob der Thron selbst ihn als seinen Rechtmäßigen Herrscher akzeptieren würde. Es brauch keine Krone um sich der Loyalität oder dem Respekt der Lords sicher zu sein und dies tut Tywin in jedem seiner Atemzüge. Er ist ebenso gefürchtet wie respektiert und wer keines davon tut, hasst ihn mit gewissenhafter Inbrunst.
Dem Mann ist es gleichgültig, nicht mehr zählt für ihn als die Familie und sein Name der überdauern soll, noch mehr als Tausend Jahre wenn er ein Mitspracherecht hätte. Sein grün-goldener Blick schweift von dem jungen Lordling fort, es ist einer von Eddard Starks Bannermännern, es gibt Probleme im Norden der anscheinend selbst der Könige des Wölfe nicht Herr zu werden scheint.
Seine Augen wandern über die Lords und Ladys die sich zu diesem Anlass im Thronsaal eingefunden haben, einige wollen erfahren was die Hand des Königs spricht, andere wollen nur gesehen werden und wiederum andere hoffen auf seine Gunst. Tywin interessiert sich nicht für sie, sie sind Schafe in seinen Augen und um was muss sich ein Löwe weniger kümmern als um Schafe?
Sein suchender Blickt findet sie schließlich zwischen Margaery Tyrell und Jeany Stone, einem von Robert Baratheons Bastarden den er erlaubt am Hof zu leben.

Lady Aelis Lennister sitzt mit geradem Rücken zwischen den beiden anderen Frauen, die Hände sittsam im Schoß ruhend und den Blick auf ihn gerichtet. Ihr Kleid ist heute mehr Lennister als an anderen Tagen, vollständig Rot und Gold und zeigt offen zu welchem Haus sie gehört. Ihr Haar ist zu einem einfachen Zopf geflochten, und windet sich wie eine weißhäutige Schlange über ihre Schulter, er fällt ihr bis zur Taille und für einen Augenblick bleibt sein Blick an dem hängen was bereits jetzt schon lange kein Geheimnis mehr wäre, hätte ihr Körper es länger gehalten. Es dauerte länger als er hoffte, aber weit kürzer als er annahm und er war beruhigt als sie ihm sagte was Maester Pycelle ihr bestätigte. Nur zwei Tage danach weckte ihr Wimmer ihn aus dem Schlaf und das Blut das zwischen ihren Beinen hervor sickerte lies sein Herz schneller schlagen. Sie verlor das Kind und damit ein Stück seiner Hoffnung auf einen Erben, aber laut dem Zitadellenmaester ist es keine Seltenheit für junge Frauen. Tywin ist versucht ihm zu glauben, der fade Geschmack auf seiner Zunge bleibt trotzdem bestehen, auch wenn er versucht ihr keinen Zorn entgegen zu bringen.
Fünf Mondumdrehungen sind vergangen seitdem sich die Laken mit ihrem Blut rot färbten, sie war zittrig und ängstlich seinem Urteil gegenüber aber Tywin verlor nie ein strafendes Wort, wie könnte er wenn er sich sicher ist das sie nicht mit Böswilligkeit handelte?
Trotz ihrer Jugend erblickt er oft genug eine Weisheit in ihren hellen Quecksilberaugen die ihn offen erkennen lässt das ihre Seele weit älter ist als ihr Körper.
Ihre Blicke treffen sich, er sieht wie sich ihr Mundwinkel in einem kleinen, fast ungesehenen Lächeln hebt und in seiner Brust kribbelt es. Tywin wendet seinen Blick ab um das Gefühl zu vertreiben das in den vergangenen Wochen immer wieder aufflammte, er kennt es, hatte es aber effektiv verdrängt und ist sich nun erneut mit ihm konfrontiert. Er spürte es als junger Mann bei einer anderen Frau, einer Frau die er verlor, die er hielt in seinen Armen als das Leben aus ihr floss wie aus einem sprudelnden Weinschlauch, mit einem toten Kind zu seinen Füßen und einem Schmerz in seiner Brust den niemand zu erklären vermochte.
Tywin wollte nie wieder so fühlen, wollte es nie wieder zulassen und er schwor es in der Krypta seiner Joanna das es ihm nie wieder passieren wird. Er schwor es an Tage seiner Heirat mit der jungen Tully Braut und nun sieht er sich dem gegenüber was er nie wieder wollte, er beginnt zu fühlen und ganz gleich was er sich auch versucht einzureden, es ist schon lange geschehen.
Tywin entlässt den jungen Lord aus dem Norden mit einer Bewegung seiner Hand, er wird das Anliegen aus dem Norden mit dem König besprechen müssen, auch wenn er schon ahnt wie Roberts Antwort ausfallen wird. Für einen Augenblick bleibt er noch auf dem Eisernen Thron sitzen, blickt auf die Stelle wo der junge Lord gestanden hat, wo einst einmal Jamie kniete als er zum Ser geschlagen wurde. Durch den Königs selbst und seinen Weißen Umhang erhielt als er ein Teil der Königsgarde wurde, an diesem Tag hat Tywin mit Stolz in den Augen auf seinen Sohn geblickt mit dem Wissen das der junge Mann einmal ihr Haus zu großem Führen würde. Für einen Augenblick, einen Moment drohen ihn die Erinnerungen und die damit verbundenen Emotionen zu übermannen, sie drohen seine Kehle eng und seinen Blick trüb werden zu lassen. Es ist das leise ,,Mylord?“ das ihn blinzelnd aufblicken lässt.
Aelis steht vor den Stufen des Eisernen Thron, ihr heller Blick ruht auf ihm und er kann den Ausdruck in ihren Quecksilberaugen nicht wirklich deuten aber es lässt es in seiner Brust flattern. Tywin ist fast dankbar dafür das sie ihn herausriss aus den Gedanken, aus den Erinnerungen an seine Toten Kinder, seine verlorene Familie und das Erbe das er mit ihr versucht wieder aufzubauen.
Tywin erhebt sich in einer fließenden Bewegung, es sind nur wenige Schritte bevor er über ihr aufragt wie ein ferner Gott aus einer anderen Zeit.
,,Mylady!“ seine Stimme ist ruhig und fest, sicher und beständig als er ihr seinen Arm anbietet und sich ihre kleine Hand sanft in die Beuge seines Unterarmes legt. Es ist mittlerweile eine vertraute Geste, eine an die er sich ebenso gewöhnen musste wie die junge Frau an seiner Seite.
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#2


Goldenes Brokat und blutendes Herz

am 01.01.1970


Es waren einige Monate vergangen, als der schlimmste Tag ihres Lebens gekommen war. Noch immer saß die Wunde tief in Aelis Herzen, dass die Götter beschlossen ihr das kleine Wunder aus ihrem Schoße zu reißen. Oftmals in aller Einsamkeit ließ sie die stummen Tränen von ihren Augen fallen, da sie ihren liebsten Gemahl nicht mit ihrer inneren Qual belästigen wollte. Und doch... auch wenn man es im vornehmen Sinne nicht sah, hatte dieser Verlust sie einander noch näher gebracht. Aelis war zwar seit der Ehe etwas noch verängstigt vor ihm, aber sie liebte seine Zärtlichkeit und sein Bestreben ihr Wohlbefinden einzuhauchen. Dies schaffte der schöne Löwe immerzu und nahm ihr sämtliche Angst mit ihm im Bette in voller Leidenschaft zu versinken, wenngleich das Verhältnis außerhalb des Bettes eher der höfischen Sitte entsprach. Wie auch hier und jetzt in diesem Moment, wo die Jagd des Königs gefeiert wurde, wenngleich der König nicht zu geben sei und sich woanders trieb. Der Thron blieb daher leer und sie ersuchte mit ihren Iriden ihren starken Löwen, den sie zwischen den ganzen anderen Menschen fand. Sie bemerkte, dass er in Gedanken war und sie fragte sich, woran er gerade dachte. Demnach erhob sich Aelis vornehm und gesittet und entschuldigte sich auch, schritt galant zu ihrem Gemahl und machte sich aufmerksam und sie wurde sofort angehört. Der Arm ihres Gemahls nahm sie mit einer geschmeidigen Bewegung in Beschlag und die andere erreichte seine Brust, wo sie beinah in Zehenspitzen an sein Ohr gelang und hauchte:
"Mylord... ward Ihr in Gedanken? Ich hoffe dass diese Euch nicht beherrschen... und wenn doch, bitte sagt mir, was ich tun kann, um Eure Gedanken aufzuhellen."
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#3


Goldenes Brokat und blutendes Herz

am 01.01.1970


Tywin will nur noch den Thronsaal hinter sich lassen, geht bereits auf Mittag zu, in den frühen Morgenstunden begann das Aufwarten vor dem eisernen Thron und zog sich über Stunden hin. Es ist eine Aufgabe vor der sich der König schon immer gern gedrückt hat, er windet sich wie eine Schlange in der heißen Sonne wenn er dann doch einmal verpasst sich früh genug vom Hof zu entfernen um den Gericht fern zu bleiben oder am Vorabend soviel Starkwein zu trinken das er am nächsten Tag kaum nüchtern ist.
Aelis fing gut sechs Mondwendungen nach ihrer Heirat an im Thronsaal zu erscheinen wenn Tywin die Aufgabe des Königs übernahm und Gericht hielt. Erst bemerkte er sie kaum und erst bei ihrem zweiten Erscheinen zwischen den anderen Adligen fiel sein Blick auf sie. Er war verwirrt und fast darauf erpicht sie zu rügen, das es keine Angelegenheiten einer Dame wären aber Aelis blieb standhaft. Seitdem ist es zu einem festen Ritual geworden das sie ebenso wie er, die vielen Stunden im Thronsaal sitzend verbringt und den Anliegen der kleineren und größeren Lords lauscht, dem kleinen Volk das an diesen Tagen ebenso eine Stimme erhält. Mittlerweile muss Tywin zugeben das er es als angenehm betrachtet sie in seiner Nähe zu wissen, vor allem seitdem sie ihr Kind verlor. Der Schrecken seiner ersten Ehe verfolgt ihn noch immer, selbst wenn zwanzig Jahre vergangen sind lässt es ihn in manchen Nächten noch immer Zitternd aufschrecken.
Tywin verzichtet schon seit Jahren auf Wachen, als er zum Lord Hand ernannt wurde, wollte der König ihm zwei Männer der Königsgarde geben, aber er lehnte ab. Solange er noch selber fähig ist sein Schwert zu führen wird er dies auch tun. Keinen anderen wird er sein Leben anvertrauen als ihm selbst und seiner Schwerthand.
Aelis kleine Hand legt sich in die Beuge seines Unterarms und er wirft einen Blick auf ihre kleine Gestalt, auf das helle Blond ihres Haares das in den Strahlen der Sonne oft wie gesponnenes Gold erscheint. Ihre Hand findet seinen Platz auf dem Stoff seines Wappenrocks, in der Mitte seiner Brust und seine Stirn runzelt sich aufgrund ihrer Geste, er unterdrückt einen Missbilligenden Laut in den tiefen seiner Kehle. Ihre Worte veranlassen ihn dann aber doch ihren hellen Blick aufzufangen, er schnaubt und schüttelt ihre Hand von seiner Brust. ,,Es ist nichts mit dem Ihr Euren hübschen Kopf belasten solltet!“ seine Stimme ist ruhig aber hart, mahnende Worte die er spricht, seinen Blick richtete sich dann aber auf die geöffnete Flügeltüren. Lord und Ladys strömen hinaus und nach einem kleinen Augenblick schließt er sich ihnen an.
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