Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
#1


Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
   Nathaniel   Alexander
am 01.03.2023


In seinem Kopf roch es nach Lavendel. Es roch immer nach Lavendel, wenn er sich selbst von einer Situation wegdachte. Dann war er auf einer riesigen, blumenbewachsenen Wiese und hatte all die schönen Düfte in der Nase. Lavendel war immer am penetrantesten, der überstrahlte alles.
In Wahrheit lag er allerdings nicht auf einer Wiese, sondern kniete nackt (mal abgesehen von dem ledernen Halsband und dem metallenen Peniskäfig, dessen er nicht verstand, weil er jetzt gerade mit Sicherheit ohnehin nicht daran dachte sich einen runterzuholen...) auf einem Sockel und spürte viel zu viele Hände auf sich. Hände und Augen, die ihn begutachteten als wäre er irgendeine Kuh oder ein Pferd, das sie auf einem Viehmarkt erstehen wollten. Ab und zu klatschte eine Hand schallernd auf seinem Hintern, zog seine Backen auseinander oder steckte ihm Finger in den Mund. Oder man drehte sein Gesicht in alle Richtungen um es sich ganz genau anzusehen. Wäre er nicht irgendwann mental auf seine Blumenwiese gegangen, er hätte es kaum ausgehalten.

~*~

Frisch geduscht und geföhnt stand er in der Ecke seines Zimmers und wünschte sich, dass er weniger zittern würde. Er wusste, dass er gekauft wurde. Einer der Älteren hatte ihm das gesagt. <i>Wenn du hinterher geduscht wirst, kommst du weg. Wenn nicht...</i> Er hatte den Satz nicht zu Ende gebracht, aber Nathaniel wusste, dass es schlimmer war nicht verkauft zu werden. Trotzdem: Gleich würde sich die Tür öffnen und es würde ein Mann den Raum betreten, der eine Stange Geld dafür bezahlt hatte, ihn mit sich nehmen zu können. Mit ihm machen zu können, wonach ihm der Sinn stand. Welcher 17jährige hätte da bitte keine Angst?! Wäre er nicht am Halsband an der Wand angekettet, wahrscheinlich hätte er versucht noch irgendwie abzuhauen. Aus dem Fenster zu springen oder sich hinauszuschleichen.

Die Tür öffnete sich. Nathaniel hielt den Blick gesenkt, wie man es ihm aufgetragen hatte und hörte die verhasste Stimme, die er in den letzten Wochen viel zu oft im Ohr gehabt hatte.
„Das ist er. In dem Schrank hat er Kleidung, die ist im Preis mit drin. Die Schlüssel für Halsband und Käfig sind.. Moment.. hier.“ Der Mann griff in seine Hosentasche und holte einen Schlüsselbund heraus, den er anschließend an den Fremden weiterreichte. „Seine Papiere sind ebenfalls im Schrank auf der Ablage. Wie versprochen... 17 Jahre.
Wenn er innerhalb der ersten zwei Monate zurückgegeben wird, gibt es die Hälfte vom Kaufpreis zurück. Danach bis zu 6 Monate lang noch 25%. Hinterher hast du Pech. Es findet einmal im Jahr, im November, ein Treffen statt, wo man sich mit anderen Käufern und ihren Puppen treffen kann. Manchmal wird da auch getauscht, also... wenn du ihn nach nem halben Jahr nicht mehr haben willst, ist das ne Option oder du musst selber gucken, was du mit ihm machst. Wir sind dann raus.“

Nathaniel schluckte kaum merklich. Zurückgegeben zu werden wollte er tunlichst vermeiden. Das war genauso schlimm wie gar nicht verkauft zu werden. Dann würde er in irgendeinem Bordell irgendwo in der Welt landen, wo er mit etwas Pech (und Pech hatte er oft) nicht mal die Landessprache sprechen konnte.

„Du kannst ihn jetzt schon testen oder direkt mit ihm abreisen. Wenn du ihn jetzt testest, habt ihr zwei Stunden, dann kommt das Putzkommando. Wir haben ihn auf zwei Finger vorbereitet, mehr kennt er nicht. Der Mund ist trainiert.“ <i>Trainiert</i> war in Nathaniels Augen ein sehr positiver Ausdruck für das, was die letzten Wochen passiert war. „Sind noch Fragen...? Sonst würde ich euch jetzt allein lassen.“ Nachdem alle eventuell vorhandenen Fragen geklärt waren, öffnete und schloss sich die Tür ein weiteres Mal und Nathaniel konnte die Blicke des Anderen regelrecht auf sich spüren, wagte es aber nicht den Blick zu heben. Und so stand er da, etwas zitternd mit einem Brustkorb, der sich deutlich sichtbar hob und senkte und Händen, die vor Nervosität so zu Fäusten geballt waren, dass die Fingerknöchel weiß hervorstachen.
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#2


Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
   Nathaniel   Alexander
am 01.03.2023


Das Zimmer war klein und Schmucklos. Graue Wände, Steinerner Boden, ein Bett an der Wand, daneben ein Schrank und ein Nachttisch. Eine weitere Tür schien in ein Badezimmer zu führen, doch für all diese Dinge hatte Alexander keinen Blick.
Es war der Junge auf den sich seine gesamte Aufmerksamkeit konzentrierte als er ihn in eine der Ecken des Zimmer erblickte. Das Schließen der Tür schien in dem kleinen Raum widerzuhallen und die Stille breitete sich Schwer und elend zwischen ihnen aus.
Er hatte an diesem Tag keinen Kauf tätigen wollen, eigentlich hatte er überhaupt nicht hier her kommen wollen und doch … als sein Blick auf den Jungen Mann gefallen war, diesen Siebzehnjährigen Jungen der nackt in dem hellen Licht gestanden hatte … er hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt als er die grüne Bestätigungstaste gedrückt hatte. Es hatte noch zwei weitere Interessenten gegeben doch diese waren schnell ausgestiegen als Alexander den Kaufpreis fast verdoppelt hatte. Das Geld … es spielte keine Rolle, nicht für das was er sich erhoffte was er bekommen würde. Es war nicht das eleganteste, nicht das beste vielleicht und doch … er hatte bereits auf den anderen Weg versucht, den Legalen und am Ende nichts als Scherben geerntet.

Alexander neigte den Kopf leicht zur Seite, ließ seinen Blick langsam über die blasse Haut wandern die auf den ersten Blick keine weiteren Spuren von Misshandlungen aufwiesen auch wenn er sich dessen später vergewissern würde. Der schmale Schlüsselring in seiner Hand fühlte sich kühl an, als er sich dem Jungen langsam näherte und schließlich etwa eine Armeslänge von ihm entfernt stehen blieb. ,,Ich werde dich von der Kette lösen wenn das für dich in Ordnung ist!“ erklärte er mit ruhiger Stimme und als er keinen Widerstand erhielt, wählte er den passenden der beiden Schlüssel aus und schob ihn in das vorgesehene Schloss im Nacken des Jungen. Es klickte leicht als sich das Schloss am Karabiner löste und dann aus der Öse glitt, das Halsband selbst mit einem separaten Verschluss versehen würde er erst später entfernen. Nicht jetzt, wo noch immer neugierige Augen auf ihnen liegen würden, ganz gleich wie anonym das hier auch sein würde.
Noch immer machte der Junge keine Anstalten etwas zu sagen oder aber sich auch nur anderweitig zu bewegen, seine einzige Körperliche Reaktion beschränkte sich auf ein gleichbleibendes Zittern seines Körpers, dem bebenden Atmen und den geballten Händen. Alexander wandte sich von ihm ab, öffnete den Schmucklosen Schrank und fand darin einen einfachen, grauen Trainingsanzug. Keine Unterwäsche, was nicht sonderlich verwunderlich war. Am Boden des Schrankes standen einfache Badelatschen, nichts festes, nichts was einen potenziellen Lauf ermöglichen würden. Sie verstanden ihr Geschäft wahrhaftig gut.
,,Ich möchte das du dich anziehst!“ erklärte Alexander und griff nach den Kleidungsstücken und den Badelatschen, bevor er beides auf den kleinen Tisch legte der in der Nähe des Jungen stand, zusammen mit einem Stuhl. ,,Wenn du dich angezogen hast werden wir gehen!“

Alexander wand ihm den Rücken zu, genug darauf vertrauend das der Junge nichts anderes unternehmen würde, nicht nachdem was er über diese Institution wusste und ihre Trainingsmethoden. Es hatte seine Gründe warum er hier her gekommen war, warum er den exponentiellen Betrag heute Abend ausgegeben hatte auch wenn er viele dieser Dinge ändern würde, aber dafür war später noch Zeit. Es würde vor allem dies brauchen … Zeit.
Der Junge zog sich routiniert an, behielt während dessen noch immer den Kopf gesenkt und Sprach kein Wort. Alexander indes packte die versprochenen Papiere des Jungen ein, er warf einen kurzen Blick in die Manila Akte. Sie hatten keinen Namen, zu mindestens wurde ihnen gesagt das sie ihren Alten vergessen sollten. Sie waren Nummer, Puppen wie der Vermittler ihm erklärt hatte, solange bis ihr neuer Besitzer ihnen einen gab. Er würde den Namen des Jungen noch erfahren, früher oder später. ,,Bist du fertig?“ erkundigte er sich und blickte ihn an, seine Gestalt versank fast in dem Trainingsanzug aber er schien wenigstens nicht mehr so zu zittern. Kein Wunder, die Temperatur in diesem Raum war kaum warm zu nennen. ,,Gut!“ sagte er und behielt die dünne Manila Akte in der Hand, bevor er auf die Tür deutete ,,Wir werden gehen und danach etwa zwei Stunden Fliegen. Bist du schon einmal geflogen?“
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#3


Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
   Nathaniel   Alexander
am 01.03.2023


Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als der Mann ihm näher kam und vor ihm stehen blieb. Allerdings sagte er kein Wort. Er war nicht wirklich dazu aufgefordert worden. Natürlich, <i>wenn du kein Problem damit hast</i> implizierte irgendwie eine Frage, aber er wollte keinen Ärger bekommen, also sprach er lieber nicht, wenn es nicht explizit gewünscht war. Vor allem nicht, wenn sie noch hier an diesem Ort waren. Wahrscheinlich hätte er aber ohnehin kein Wort herausbekommen, denn gerade hatte es ihm regelrecht die Sprache verschlagen. Stattdessen versuchte irgendwelche Informationen aus der Stimme des Anderen herauszuhören, aber viel gab es da nicht. Er war älter als er, was wenig überraschend war. Aber sein genaues Alter war schwer einzuschätzen. Wahrscheinlich irgendwas zwischen 40 und 60. Die Stimme war tief, erinnerte ihn irgendwie an einen Bären. Wahrscheinlich könnte der Mann einen beruhigend aus den schlimmsten Situationen reden, aber zeitgleich auch wie der Tod persönlich klingen. Je nach dem, wonach ihm der Sinn stand. Wenn man bedachte, an was für einem Ort sie sich befanden und wie sie sich gerade kennenlernten, rechnete Nathaniel damit, das Zweiteres häufiger auftreten würde. Die Sanftheit seiner Stimme war vielleicht seinen Katzen vorbehalten, wenn er denn welche hatte, aber ihm? Mit Sicherheit nicht, da war er sich gerade zumindest sehr sicher.

Als er sich abwandte, blickte er doch ganz kurz auf, erhaschte einen ersten Blick auf die breite Gestalt des Mannes, senkte den Blick aber wieder, als der Andere im Begriff war sich wieder vom Schrank abzuwenden. Anziehen. Das kam tatsächlich überraschend und doch war er fürs Erste erleichtert. Ihm war klar, dass das, womit er jetzt gerechnet hatte, noch kommen würde, aber er hatte kein Problem damit, es nicht jetzt und an diesem Ort vollziehen zu müssen. Wahrscheinlich reichte dem Mann die Zeit nicht. Das konnte gut sein oder auch nicht. Das würde die Zukunft zeigen. Die Älteren Jungs hatten ihm bereits Tipps gegeben für den Tag, an dem es so weit war und auch wenn Nathaniel sie sich nirgendwo aufgeschrieben hatte (schreiben konnte er ohnehin nicht gut), hatte er sie im Kopf gespeichert.
Erst mal zog er sich nun aber wirklich an und bestätigte dann mit einem leichten Nicken, dass er fertig war. Dann schluckte er leicht, sprach aber zum ersten Mal. „Nein, Sir, ich bin noch nicht geflogen. Soll ich.. vorgehen..? Ich kenne den Weg.“ Das Gebäude war groß und wenn man hier neu war, konnte man sich gut verlaufen. Er wollte aber nicht ungefragt vorgehen und gleich zu Beginn einen Fehler begehen. Seine Stimme klang unsicher und etwas kratzig, als hätte er sie in letzter Zeit zu selten verwendet.
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#4


Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
   Nathaniel   Alexander
am 01.03.2023


,,Nun …“ antwortete Alexander und ein kleines Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln ,,Dann wird es dein erstes Mal sein. Es kann beängstigend sein wenn man es nicht kennt aber du wirst dich daran gewöhnen!“ erklärte er ruhig und wies dann auf die Tür. Die Frage überraschte ihn, doch er schüttelte leicht den Kopf ,,Nein … man hat mir den Weg gezeigt, trotzdem sehr aufmerksam!“ Ob dies wirklich stimmte? Fraglich, denn Alexander bezweifelte zutiefst das der Junge in diesem Augenblick etwas tun würde das nicht aus reinem Selbsterhaltungstrieb heraus geboren wurde. Die Manila Mappe in der Hand haltend öffnete er die Tür und fand dahinter einen seiner beiden Leibwächter vor. Thomas nickte ihm kurz zu, bevor er einen kurzen wenn auch unauffälligen Blick auf den Jungen warf ,,Der Wagen ist bereit Sir!“ informierte er ihn. Alexander nickte und setzte sich dann in Bewegung, als er auf den Gang trat warf er einen Blick über seine Schulter ,,Komm … wir müssen ein Stück fahren zum Flugplatz!“

Die Sonne war strahlend, regelrecht blendend und aus dem Augenwinkel konnte Alexander sehen wie der Junge die Augen zusammenkniff, sonst aber keine weitere Regung von sich zeigte als sie durch die Eingangstüren des Gebäudes traten. Neben dem schwarzen Geländewagen der auf dem Schotterplatz vor dem Gebäude stand, wartete bereits Mikel sein Fahrer. Die Tür wurde geöffnet und Alexander bedeutete dem Jungen einzusteigen, bevor er selbst sich auf den weichen Ledersitz sinken ließ. Türen wurden geschlossen, die anderen beiden Männer stiegen ebenfalls ein und der Motor gestartet. Die Fahrt verlief Schweigend, Alexander ignorierte den Jungen weitestgehend, während er auf seinem Handy das er während des Geschäftsabschlusses ausgeschaltet hatte, Nachrichten kontrollierte und gegebenenfalls antwortete. Das Leben das er führte war schon immer ein Teil von ihm gewesen, sein Vater hatte es als kleiner Gauner zu Großem geführt und Alexander schlussendlich all das übernommen. Er sah sich selbst als einen Geschäftsmann wenngleich seine Geschäfte weit Zwielichtiger waren als die eines Möbelverkäufers. Die Autofahrt dauerte gute fünfzehn Minuten, bevor sie den kleinen Privaten Flugplatz erreichten und ausstiegen.

Der Junge wirkte verängstigt, was aufgrund der Situation gewiss nicht verwunderlich war. Seine Augen huschten nervös und unruhig umher während er vor Alexander die Stufen der Gangway hinaufstieg und zögerlich im Innenraum des Jets stehen blieb. Alexander hob die Hand und legte sie vorsichtig auf den Rücken des Jungen, er zuckte zusammen und sofort zog er seine Hand zurück ,,Entschuldige!“ sagte er leise und deutete dann auf einen der gepolsterten Sitze ,,Du kannst dich hinsetzten wo du möchtest, wir werden in ein paar Minuten starten!“ erklärte er ihm ruhig und beobachtete schweigend wie sich die schlanke Gestalt des Jungen zögerlich auf einen der Sitze sinken ließ, Alexander nahm gegenüber von ihm Platz, öffnete sein Jackett und überschlug die Beine. ,,Wie heißt du?“ erkundigte er sich, während ein Grollen durch die Maschine lief. Ein Zeichen dafür das die Motoren liefen und sie sich innerhalb von wenigen Augenblicken in Bewegung setzten würden. Mikel und Thomas saßen im hinteren Bereich des Fliegers, abgeschirmt von Alexander und dem Jungen. Alexander kannte die beiden bereits ein seitdem sie als Teenager bei ihm angefangen hatten, er vertraute ihnen blind und ihre Loyalität ihm gegenüber war ungebrochen.
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#5


Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
   Nathaniel   Alexander
am 01.03.2023


Er schwieg die Fahrt über, traute sich aber zumindest ein wenig aus dem Fenster zu blicken. Als er hierher gebracht worden war, hatte er nichts sehen können. War in einem weißen, fensterlosen Van gewesen und hatte verbundene Augen gehabt, um auch auf dem Weg vom Van ins Haus nichts sehen zu können. Erst jetzt realisierte er, dass es sich hier wohl um ein ganz normales Wohngebiet handelte. Dass hier Kinder spielten, deren Eltern wohl keine Ahnung hatten, was in der Finca am Ende der Straße passierte.
Im Flugzeug selber wurde seine Nervosität dann wieder größer. Er hatte einfach keine Ahnung, in welches Leben dieses Flugzeug ihn bringen würde. Was dieser Mann von ihm erwartete. Als er die Hand auf dem Rücken spürte, musste er tatsächlich zucken. Zum Einen hatte er gerade nicht mit einer Berührung gerechnet und zum Anderen verband er Hände auf seinem Körper nicht mit positiven Gefühlen. Trotzdem nahm er dann auf einem Ledersessel Platz, in dem er regelrecht einsank. Das war der gemütlichste Stuhl, auf dem er je Platz genommen hatte und er konnte gerade gar nicht anders, als sich instinktiv zurückzulehnen.

Die anderen Männer verschwanden in einen anderen Teil des Flugzeugs, waren für Nathaniel nicht mehr zu sehen. Die Stimme des Anderen klang gerade offen. Nicht wütend oder bedrohlich und trotzdem traute Nathaniel sich gerade nicht ihn anzusehen. Man hatte ihm diese Regeln schmerzhaft eingetrichtert, auch wenn man dabei darauf geachtet hatte, keine Spuren zu hinterlassen um die kostbare Ware nicht zu beschädigen. Und noch wusste er nicht, wie viel Wert der Andere auf diese Regeln legte.
„Du kannst mich nennen, wie du möchtest. Es... obliegt dir, mir einen Namen zu geben.“ Antworten, die er trainiert hatte, die abgefragt worden waren wie Vokabeln.
Er spürte das Brummen des Motors, das Vibrieren und hielt sich an den Armlehnen fest. Gerade war alles beängstigend. „Wie möchtest du genannt werden?“, fragte er dann aber. In den letzten zwei Monaten war jeder einfach nur <i>Sir</i> gewesen und Nathaniel wusste, dass auch viele Käufer darauf wert legten, wollte aber sicher gehen.

Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite um aus dem Fenster gucken zu können. Immerhin war er noch nie geflogen. Die Startbahn zog immer schneller an ihnen vorüber und als da Flugzeug schließlich abhob, machte sich ein unbekanntes Gefühl in seinem Magen breit, das er nicht zuzuordnen wusste.
Was allerdings mochte war zu sehen, wie die Welt unter ihnen immer kleiner wurden. Die ultimative Gewissheit, dass er diesen Ort verlassen würde. Und er würde alles dafür tun, ihn auch nicht noch mal sehen zu müssen.
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#6


Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
   Nathaniel   Alexander
am 01.03.2023


Natürlich. Er hatte mit dieser Standardantwort gerechnet und ein mildes wenn auch etwas trauriges Lächeln erschien auf seinen Lippen, bevor er leicht den Kopf neigte ,,Ich möchte dir keinen Namen geben, ich möchte wissen wie du heißt. Solange du es mir nicht sagst, werde ich keinen anderen für dich verwenden. Ich weiß das dir diese Trainer beigebracht haben was du zu sagen hast und was nicht … aber ich möchte dies ändern!“ ein kleines Eingeständnis dessen was er für ihn vorgesehen hatte, wenn es auch für den Anfang nicht alles beinhalten würde. ,,Mein Name ist Alexander, du kannst mich Alex nennen oder Alexander, du kannst es dir aussuchen in Ordnung?“ erklärte er ruhig und lehnte sich entspannt in den weichen Ledersitz zurück, während er den Jungen weiterhin ruhig betrachtete. Zwei Stunden würden sie Fliegen, zu Alexanders Familiensitz wo bereits sein Arzt auf sie warten würde. Er wollte sicher gehen das es dem Jungen gut ginge, das keine bleibenden Schäden hinterlassen worden waren und das er optimal versorgt werden würde in nächster Zukunft.
,,Magst du das fliegen bisher?“ erkundigte er sich und lächelte sanft bei der offensichtlichen Begeisterung die der Junge dabei verspürte, er schien sich langsam in seinem Sitz zu entspannen während seine Augen auf die Welt unter ihm gerichtet waren, die immer kleiner und kleiner wurde bevor sie schließlich in die ersten Wolkenbänke eintauchten.
,,Hast du Hunger oder Durst, du kannst sagen wenn du etwas möchtest. Wir haben einige Sandwiches, Wasser und Saft wenn du magst!“ kleine Dinge mit denen er beginnen würde und eines der ersten Dinge die er tun würde wenn sie in seinem Zuhause waren, waren dieses Halsband und den elenden Peniskäfig abzunehmen, aber das würde er erst dort tun.
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#7


Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
   Nathaniel   Alexander
am 01.03.2023


Das... überforderte ihn. Man hatte ihm deutlich gemacht, dass sein Name für ihn nicht mehr existierte und er ihn vergessen sollte. Und zeitgleich sollte er natürlich immer seinen Käufer zufriedenstellen. Das Naheliegendste war es gerade also ihm seinen Namen zu verraten, aber was, wenn das nur ein Test war, der seinen Gehorsam herausfordern sollte? Er wollte auf keinen Fall zurückgeschickt werden. Eher würde er sich aus diesem Flugzeug stürzen. Vor lauter Überforderung sagte er also erst mal gar nichts dazu, sondern frage lieber nach der bevorzugten Anrede des Anderen. Alex. Oder Alexander. Kein Sir, kein Master. Einer der älteren Jungs hatte seinen Käufer damals Gott nennen sollen, also war er mit dem Vornamen des Anderen gerade durchaus zufrieden. „Ich heiße Nathaniel“, sagte er dann schließlich mit unsicherer Stimme und hielt sich fester an der Armlehne fest, als könne ihn das vor einem eventuell aufkommenden Donnerwetter verschonen.

„Ja, ich mag es“, antwortete er dann ehrlich, hätte das aber wohl auch gesagt, wenn er gerade pure Flugangst entwickelt hätte. Was Alex mit ihm machte, hatte ihm zu gefallen. Es sei denn, es wurde explizit anders verlangt. Er nickte etwas. „Ich hätte gerne ein Sandwich. Und Apfelsaft, wenn welcher da ist. Oder.. irgendeinen Saft.“ Er hatte heute noch nichts gegessen, hatte beim Frühstück nichts runter bekommen.
Nach dem Essen (...er hatte immer ganz kleine Bissen genommen, einfach um länger etwas von dem Sandwich zu haben) schlief er dann tatsächlich ein, auch wenn er das nicht erwartet hätte. Die letzten Monate waren anstrengend gewesen und die letzten Tage erst recht. Vor allem, weil er nachts kaum ein Auge zubekommen hatte.
Tatsächlich wachte er dann erst auf, als das Flugzeug etwas holprig landete und sah sich verschlafen um. Ein weiterer Flughafen. Und er konnte bereits einen neuen Wagen sehen, der dort auf ihn wartete. Er schluckte etwas. „Wirst du mir die Augen verbinden?“ Durfte er wissen, wo er war?
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#8


Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
   Nathaniel   Alexander
am 01.03.2023


,,Nathaniel …“ Alexander sprach den Namen langsam aus, kostete ihn auf der Zunge und nickte leicht. ,,Ein schöner Name, für einen schönen jungen Mann!“ ein sanftes Lächeln schenkte er ihm. Alexander blickte aus dem kleinen Fenster, beobachtete wie die Wolken an ihnen vorbeizogen und spürte wie die Anspannung langsam aus seinem Körper wich. Es würde noch zwei gute Stunden dauern bis sie auf dem kleinen, privaten Flugplatz landen würden und dann noch einmal eine weitere Stunde mit dem Auto bis sie die gesicherte Anlage auf dem weitläufigen Privatgelände seiner Familie erreichen würden. Direkt an der Küste gelegen, mit direkten Blick auf den Atlantik und der Sonne im Gesicht. Der Wunsch von Nathaniel war klein und doch nickte Alexander, aus dem Augenwinkel konnte er sehen wie Mikel sich bei den Worten erhob und das gewünschte holte. Als beides auf dem kleinen Tischchen zwischen ihnen abgestellt wurde, deutete Alexander darauf. ,,Wenn du etwas anderes haben möchtest oder mehr, dann brauchst du es nur zu sagen es ist genug da!“ obwohl der Junge relativ wohlgenährt wirkte, hatte er seine Schlankheit sofort sehen können und vor allem die Spur seiner Rippen. Ein wenig mehr Gewicht würde wahrhaftig nicht schaden auch wenn er ihn trotz alledem Schlank bevorzugen würde, aber in diesem Augenblick ging es nicht um ihn. Es ging um den Jungen der ihm Gegenüber saß und zögerlich nachdem Teller mit dem Sandwich und der Flasche Saft griff. Er ließ sich Zeit beim Essen, nahm kleine Bissen die er länger als sicherlich normal war kaute und doch sagte Alexander dazu nichts, er ließ ihn während er ihn weiter ansah. Er war wunderschön, selbst in seinem aktuell gewiss noch deutlich verängstigten Zustand war er es. Die Locken waren kürzer geschnitten als er es selbst vielleicht getan hätte, zu einem gegebenen Zeitpunkt würde er Nathaniel fragen ob er es ihm gestatten würde sie länger zu tragen. Er würde gerne mit den Fingern hindurchfahren und sie einzeln von seinen Fingern springen lassen.

Alexander hatte Arbeit zu erledigen, einige seine Kunden hatten neue Geschäftsabschlüsse gefordert und er hatte diese durchzugehen und doch … er konnte sich nicht von dem Anblick des Jungen abwenden der zusammengerollt in dem Ledersitz saß und schlief. Sein Anblick erinnerte ihn an eines der Botticelli Gemälde die er einst in einer Italienischen Kunstgalerie erblickt hatte. Der Schlafende Mars wenngleich die Haarfarbe gewiss nicht übereinstimmte war er von einer bezaubernden, gar außergewöhnlichen Schönheit, die Locken fielen ihm sanft in die Stirn und er zwang sich die Hand nicht auszustrecken um ihn sie aus dem Gesicht zu streichen. Als der Jet auf der Startbahn aufsetzte streckte Nathaniel auf, seine Augen waren groß und Angst schimmerte in ihnen wieder. Alexander konnte es ihm nicht verübeln, doch bei seiner Frage hob er eine Augenbraue und schüttelte den Kopf als er sich erhob und sein Jackett glatt strich. ,,Nein nichts davon wird passieren, wir fahren auch nicht lang zu mindestens nicht solange wie wir geflogen sind!“

Nathaniel sah die gesamte Zeit mit großen Augen aus dem Fenster. Sein Blick huschte über die Weitläufigkeit der Landschaft, dem üppigen Grün das doch bald von der Hitze des Sommers zerfallen würde. Nur am Meer wäre es ein wenig anders, wenngleich kaum kühler. ,,Das Anwesen umfasst mehrere Tausend Hektar, wobei es nur ein einzelnes Wohnhaus gibt. Meine Familie lebt hier schon lange, seit Generationen eigentlich und vor allem im Sommer ist es hier deutlich angenehmer als im Landesinneren durch das naheliegende Meer!“ erklärte Alexander als der Wagen die sanft geschwungene Straße hinauffuhr und das Anwesen in Sicht kam. Kalksteinfelsen stützen die Villa die direkt in die Klippen gebaut worden war, umgeben von gepflegten Grünflächen und Hundert Jahre alten Bäumen die Schatten spenden. ,,Ich werde dir die nächsten Tage eine Führung geben und dir alles erklären was du wissen musst, jetzt ist aber erst einmal wichtig das du in Sicherheit bist Nathaniel!“ es schien eine fast Lächerliche Aussage zu sein in Anbetracht dessen wie sie einander begegnet waren und das Nathaniel vor kaum mehr fünf Stunden auf einem Auktionsblock gestanden hatte.
,,Wenn wir gleich angekommen sind, möchte ich das du ruhig bleibst, dir wird hier niemand etwas tun oder etwas das du nicht möchtest. Ich habe einen Arzt kommen lassen, er wird dich untersuchen wenn das für dich in Ordnung ist, sehen ob du gesund bist und danach kannst du noch etwas essen oder schlafen ganz egal du kannst es ruhig sagen in Ordnung?“ Rückversicherung, Stück für Stück hoffte Alexander das er damit das Vertrauen des Jungen Mannes erwirken würde, wenngleich es wahrscheinlich noch Monate dauern würde, aber was hatte er nicht anderes als die Zeit? Er hatte sein restliches Leben wenn es nach ihm gehen würde.
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#9


Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
   Nathaniel   Alexander
am 01.03.2023


Während der gesamtes Fahrt blickte er aus dem Fenster. Sie schienen in einer ländlichen Gegend zu sein, denn es waren vor allem Grünflächen, die an dem Fenster vorbeizogen. Ab und zu Weideflächen mit Kühen und Pferden. Kühe hatten sie auch bei sich am Hof gehabt und zeitweise waren sie seine besten Freunde gewesen. Ob es an dem Ort, zu dem sie gerade fuhren, auch Kühe geben würde? Zu viele Hoffnungen machte Nathaniel sich nicht, denn auch wenn er sich Alexander noch nicht so genau angesehen hatte, wirkte er nicht wie ein Mann,der Kühe hielt.
Er wandte den Blick erst vom Fenster ab, als Alex ihm erzählte, wie es weitergehen würde. Erneut verwirrten ihn die Worte des Anderen. Das klang zu gut. Niemand gab doch so viel Geld für einen Menschen aus und verlangte dann quasi... Nichts..? Hm. Vielleicht gönnte er ihm den heutigen Tag um anzukommen. Irgendwas in die Richtung musste es sein. Ein Thema konnten sie allerdings gleich abhaken, zumindest in Nathaniels Kopf, der davon ausging, dass es Alexander nur um eine Sache ging. „Ich wurde auf Krankheiten getestet, Die Ergebnisse sind in der Mappe.“ HIV, Hepatitis und co hatte man bereits ausgeschlossen. Es wäre einfach nicht gut fürs Geschäft unsaubere Ware zu verkaufen. So was sprach sich rum.

Als der Wagen endlich vor der Villa hielt, wurde ihm zügig die Tür geöffnet und er stieg mit großen Augen auf, sah sich das prachtvolle Gebäude vor sich an und nahm ziemlich schnell diverse Dinge wahr. Zum einen den salzigen Duft des Meeres, der in seiner Nase kribbelte, aber auch die Tatsache, dass sie hier quasi jenseits jeder Zivilisation waren. Selbst wenn er irgendwann weglaufen würde, würde er es nie im Leben zum nächsten Ort schaffen und sich wahrscheinlich in der Wildnis verlaufen. Und das Haus? Das schrie förmlich nach Geld. Gemeinsam mit Alex und den anderen Männern betrat er das Haus, blieb im prunkvollen Eingangsbereich aber stehen, sah sich erst wieder alles ganz genau an und blickte dann zum erste Mal wirklich zu Alex. Die ganzen neuen Eindrücke sprudelten gerade so schnell auf ihn ein, dass er die Benimmregeln komplett vergessen hatte. „Wo soll ich hin...?“, fragte er schließlich und kam sich hier etwas verloren vor.
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#10


Ein Ende ist ein Anfang ist ein Ende
   Nathaniel   Alexander
am 01.03.2023


,,Ich weiß!“ begann Alexander und blickte Nathaniel ruhig an ,,Aber mir geht es nicht nur darum, natürlich ist es wichtig vor allem für dich … aber ich möchte trotzdem sicherstellen das es dir körperlich gut geht!“ oder viel mehr das er keine Schäden hatten die auf den ersten Blick nicht wirklich sichtbar waren.
Als sie in den offenen Eingangsbereich der Villa traten konnte Alexander deutlich sehen das Nathaniel voller Staunen die Einrichtung betrachtete, die hohen Decken die mit Stuck verziert worden war, die Säulen und Fresken. Für ihn selbst war es durch all die Jahre die er bereits hier lebte nichts neues mehr und doch verstand er das Staunen das den Jungen Mann durchfuhr, doch bei seiner Frage neigte er leicht den Kopf und deutete auf eine der gewundenen Treppen. ,,Nach oben bitte, wenn du den Flur entlang gehst, die dritte Tür auf der rechten Seite das wird dein Zimmer sein. Sollte dir etwas an der Einrichtung nicht gefallen oder aber du etwas haben möchtest was dir Freude bereitet dann musst du es mir nur sagen. Ich war so frei Sachen für dich zu kaufen, aber ich glaube das sie nicht alle passen werden da ich deine Größe nicht kannte!“ er deutete auf die Treppe und folgte dem Jungen Mann dann die Steinernen Stufen hinauf. Die Fenster waren groß und ließen viel Licht hinein, boten Einblicke auf die Umliegende Landschaft die das Anwesen umgab. Immer wieder blitzen kleine blaue Flecken durch die üppige Vegetation, das Meer war fast überall zu sehen.

Als Nathaniel zögerlich vor der geschlossenen, dunklen Tür stehen blieb schloss Alexander für einen Augenblick die Augen. Doch er besann sich und blickte den Jungen Mann ruhig an ,,Du kannst die Tür ruhig öffnen!“ bot er an und nach kurzem zögern kam Nathaniel seinen Worten nach. Das Zimmer war groß und geräumig, bot neben dem Himmelbett, einen begehbaren Kleiderschrank und ein eigenes Badezimmer, inklusive Dusche und Klauenfußwanne. Ein Balkon ging in Richtung Garten hinaus und bot einen wunderschönen Blick auf das dahinter liegende Meer. ,,Ich habe bereits ein paar Bücher für dich hier her bringen lassen, aber wenn du etwas anderes magst wie Malen oder … nun es steht dir alles frei Nathaniel. Ich möchte das dieses Zimmer, dieses Haus … das du es irgendwann als dein Zuhause ansiehst auch wenn die … Umstände unter denen wir uns Kennengelernt haben vielleicht nicht die idealsten sind!“ Er log sich selbst an, das wusste Alexander aber er hatte bereits zu viel Energie und vor allem viel zu viel seines Herzens verloren um einen solchen Verlust erneut durchzustehen.
Ein Klopfen an der geöffneten Tür ließ ihn sich umwenden und den dort stehenden Mann anlächeln. ,,Nathaniel … das ist Doktor Onami, er wird dich untersuchen, dir Blut abnehmen und wir werden vor allem das Halsband und den … Käfig abnehmen. Diese Dinge sind hier nicht relevant, das einzige was du bekommen wirst ist ein Armband. Es funktioniert ähnlich wie nun das Beispiel ist schrecklich aber, wie der Chip in einem Hundehalsband wenn man eine Hundeklappe hat. Der Chip in deinem Armband wird die Türen öffnen zu denen zu Zutritt hast und für die Räume in die du nicht sollst, werden sie zubleiben!“
Alexander verschränkte die Arme hinter dem Rücken und lächelte ihn sanft an ,,Ich lass euch allein, wenn dir etwas unangenehm sein sollte oder aber wenn du etwas nicht möchtest, dann sag es bitte Doktor Onami in Ordnung?“ erkundigte sich der Ältere Mann und zog dann den kleinen Schlüsselbund aus der Innentasche seines Jacketts, er reichte es dem anderen Mann und nickte Nathaniel noch einmal zu, bevor er den Raum verließ. Er brauchte etwas zu trinken und das musste weit stärker sein als Wasser.
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